Infrastruktur, Heimat, Digitalisierung und Freiheit

Susanne Seehofer und Dr. Wolfgang Heubisch beteiligen sich an „Fishbowl“-Diskussion der FDP-Kandidaten für Landtags- und Bezirkswahl

Burghausen. Eine Diskussion auf Augenhöhe in der Mitte der Gesellschaft – das war das Ziel der „Fishbowl“-Diskussion der FDP am Freitagabend im Burghauser Bürgersaal. Auf dem Podium sprachen Landtagsdirektkandidatin Stefanie Stiegler, Landtagslistenkandidat Klaus Schultheiß, Bezirkstagsdirektkandidatin Martina Weber aus dem Wahlkreis Altötting mit den auswärtigen Landtagsdirektkandidaten Susanne Seehofer und Dr. Wolfgang Heubisch. FDP-Kreisvorsitzender Konrad Kammergruber und seine Stellvertreterin Dr. Birgit Schwab moderierten die Runde. Zuhörer konnten auf einem freien Stuhl Platz nehmen und sich einbringen.

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v.l.n.r.: Stefanie Stiegler, Susanne Seehofer, Dr. Wolfgang Heubisch, Klaus Schultheiß, Martina Weber. Foto: Lisa Brand 


Dr. Wolfgang Heubisch, Vizepräsident des Bayerischen Landtags, sprach zu Beginn in seinem Impulsvortrag über das Akademiezentrum der Technischen Universität München (TUM) in Raitenhaslach, die Verbote während der Pandemie, Gleichberechtigung von Meister (Ausbildung) und Master (akademischer Abschluss) und darüber, dass Kultusminister Dr. Michael Piazolo (FW) in der Schulbildung angesichts des Lehrermangels versagt habe. „Wir sind da für die Bürger, für Alt und Jung“, so Heubisch.


Die Infrastruktur war das erste Thema. Diese sei „so wichtig, weil unser Wohlstand daran liegt“, sagte Klaus Schultheiß. „Wir leiden, weil die Ortsumfahrung nicht da ist.“ Auch die 40 Windräder benötige man, genau wie eine zweite Trasse und einen Ringschluss bei Marktl. Zudem sprach er sich für eine Wasserstoffpipeline nach Burghausen aus. Stefanie Stiegler hingegen forderte einen bürokratischen Abbau. Man müsse mittelständische Unternehmen unterstützen, „Leute, die für uns da sind“. Susanne Seehofer, Tochter des früheren CSU-Ministerpräsidenten, bejahte die Wasserstoffleitung, aber „ohne, dass man wertvolles Land überbaut“. Wolfgang Heubisch plädierte für attraktive Energiepreise, „damit wir große Unternehmen hier halten können“.


Bezogen auf das zweite Thema „Region und Heimat“ sagte Seehofer, dass die FDP für „leben und leben lassen“ und „zukunftsfähige Wirtschaft“ stehe. Man solle Geld erst verdienen, bevor man es ausgibt. Künftiger Wohlstand komme nicht von „grüner Verbotsideologie“, sondern durch Innovationen. Doch man sei „Bürokratieweltmeister“. Wenn kleinere Handwerksbetriebe höhere Zinsen bei Krediten zahlen müssten, sei das für sie ein „ökonomischer Schaden“. Sie plädierte für eine Entbürokratisierung. Dem Fachkräftemangel könnte man entgegenwirken, indem man die Kinderbetreuung ausbaue und auf qualifizierte Zuwanderer setze. „Wir müssen Praktiker in die Politik bringen, die tätige Liebe ausüben“, forderte Martina Weber. Menschen aus der Pflege und der sozialen Arbeit sollten politisch aktiv werden. Denn der soziale Bereich sei Voraussetzung dafür, dass die Wirtschaft funktioniert. „Ohne gesundes Sozialsystem keine Innovationen.“ Sie fragte: „Warum wird im Haushalt zuerst im sozialen Bereich gekürzt? Weil sich diese am wenigsten wehrt?“ Das bejahte Heubisch. Bei der Verteilung der Gelder in Bayern spiele ein Machtfaktor rein. „Wer ein höheres Standing hat, bekommt mehr als ein anderer Bereich.“
Dr. Gabriela Berg aus dem Publikum merkte an, dass sich der Staat nicht auf den Schultern der Ehrenamtlichen ausruhen dürfe. Stefanie Stiegler forderte, „dass man sich um diejenigen kümmert, denen es nicht gut geht“. Man müsse die Berufe attraktiver gestalten, etwa durch gerechten Lohn, sonst könne man die steigende Zahl der Pflegebedürftigen nicht stemmen.

Bezüglich Digitalisierung forderte Heubisch, dass das Digitalministerium in die Staatskanzlei müsse. Digitalisierung bedeute für ihn auch, dass man allen Bürgern Teilnahme ermöglicht, indem man Trainings anbietet. Zuhörer Herbert Rißel kritisierte, dass Lehrer das EDV-Netz an Schulen verwalten müssten. Weber forderte, dass man Anträge auch weiterhin in Papierform einreichen können und der Mensch im Mittelpunkt stehen muss. Seehofer mahnte an, dass in Schulen die Rahmenbedingungen oft nicht stimmen. „Überall fehlen Basics in der Ausbildung“, sagte Schultheiß. Der Fachkräftemangel liege aber auch daran, so Heubisch, dass viele Babyboomer in Rente gehen und es zu wenige Kinder gibt. Deshalb brauche man ausländische qualifizierte Fachkräfte mit ausreichend Deutschkenntnissen. Susanne Seehofer sagte, dass viele Paare keine Kinder bekämen, weil die Kinderbetreuung und die finanzielle Situation schwierig sei.


„Was bedeutet Freiheit?“, so lautete die Abschlussfrage. „Freiheit merkt man erst, wenn man sie verliert“, sagte Weber. Schultheiß stimmte ihr zu: Das habe man in der Pandemie gemerkt. Auch freie Meinungsäußerung und freies Unternehmertum gehörten für ihn dazu. Heubisch ergänzte freie Demokratie und Seehofer forderte „Freiheit in allen Lebenslagen“, auch für die Jüngsten und in Pflege und Notsituationen. Für Stiegler sei Freiheit „die bunte Vielfalt, sich weiterzuentwickeln“. Bildung sei der Grundstein, um sie zu erlangen. Konrad Kammergruber ergänzte die Freiheit im Arbeitsleben, Prozesse selbst zu optimieren. Weber sagte abschließend: „Politik ist mit Macht verbunden, die Wähler haben die Macht, Demokratie zu gestalten.“ − lkb

 

Bericht vom Burghauser Anzeiger vom 18.7.2023, Danke an Frau Lisa Brand. 

Neujahrsempfang1
Vorbereitet für eine "Fish-Bowl-Diskussion"